Technische Optimierung, Content Marketing, Künstliche Intelligenz und Linkbuilding – der SEO Day 2016 in Köln bot den SEO-interessierten Teilnehmern ein abwechslungsreiches und anspruchsvolles Vortragsprogramm. Anders als in den letzten Jahren war er diesmal Teil der Orgatec (Leitmesse für Office und Objekt) und fand im Konferenzcenter der Köln Messe statt. Zeitgleich mit den über 30 Vorträgen des normalen Programms, das in 3 parallelen Slots lief, fand diesmal auch der Expert Day statt.
Meine Highlights habe ich hier für euch zusammengefasst.
#seoday diesmal auf der #Kölnmesse. Review folgt pic.twitter.com/GSeLqkOGbC
— Frank und Freunde (@fuf) 28. Oktober 2016
Inhaltsverzeichnis
Mit Content an die Spitze
Maik Metzen von Performics und Lars Osthoff von 1&1 stellten in ihrem Vortrag den 1&1 Digital Guide vor. Lars berichtete dabei aus der Inhouse Perspektive, während Maik die Agentur Seite beschrieb.
Der 1&1 Digital Guide ist ein Ratgeber Bereich auf der 1&1 Website. Ziel der dahinter stehenden Content Strategie ist es, die digitale Reichweite von 1&1 zu erhöhen, indem informational Keywords besetzt werden. Nutzer können dadurch schon an einer sehr frühen Stelle der Customer Journey angesprochen werden.
.@maikmetzen und @larsosthoff zeigen @PERFORMICS_DE Traffic Concept für Content👇 #SEOday pic.twitter.com/6sO4zXXoj3
— SEMrush DE (@SEMrushDE) 27. Oktober 2016
Anstatt allmählich einen Blog aufzubauen, in dem regelmäßig Artikel erscheinen, wurde direkt ein ganzer Ratgeber geplant mit Inhalten, die nicht nur für SEO interessant waren, sondern auch andere Kanäle wie zum Beispiel Social Media abdeckten und für Newsletter genutzt werden konnten. Inhalte wurden in 5 Sprachen und für 9 Länder erstellt. Die gut recherchierten Artikel haben durchschnittlich eine Länge von ca. 1300 Wörtern. Teilweise sind sie aber auch deutlich länger. Im Moment besteht der Guide aus 3.000 Artikeln rund um das Thema Webhosting, wird aber immer weiter ausgebaut.
Um die Masse an Artikel schnell zu erstellen, wurde eigens für das Projekt ein Team aus 20 Redakteuren aufgebaut. Alle Texte werden von einem Fachlektoren auf Richtigkeit geprüft. Dabei werden unter anderem folgende Content-Arten erstellt:
- Influencer Content (extrem hohe Reichweite, stärkt die Autorität der Marke)
- Wiederkehrende Reihen (aktuelle Inhalte)
- Tipps & Trends (aktuelle Inhalte)
- Tutorials (schaffen Vertrauen, extrem lange Verweildauer)
- Glossar / Know How (decken relevante Begriffe ab)
- Social Content (Statistiken, hoher Recherche Aufwand)
Dies war alles mit sehr viel Aufwand verbunden, der sich aber gelohnt hat und die gewünschten Effekte erzielte:
- Die Sichtbarkeit für wichtige Keywords ist deutlich gestiegen und steigt auch weiter an
- Gute Entwicklung des SEO Traffics
- Fast eine Million Zugriffe aus über 150 Ländern innerhalb weniger Monate
- Sehr gute Nutzersignale
- Content wird geteilt, sowohl von normalen Nutzern als auch von Influencern
- Natürliche Verlinkung von fachspezifischen Websites
Der Case zeigt deutlich, dass gute undumfassende Inhalte hervorragend funktionieren.
„Versteh den Online-Journalismus“
Prof. Dr. Hektor Haarkötter erklärte in seinem Vortrag, warum Journalisten SEO hassen und gab Tipps für qualitativ bessere Texte.
Grundsätzlich sind journalistische Inhalte im Internet gerne gesehen. Sie haben eine hohe Glaubwürdigkeit und werden bevorzugt gelesen. Mit suchmaschinenoptimierten Inhalten verbinden Journalisten dagegen stupide Texte mit langweiligen Überschriften, in denen mechanisch Keywords verteilt werden und die Leserbedürfnisse vernachlässigen.
Jetzt wird’s schräg 😀 #seoday pic.twitter.com/AW6gPlAQWb
— Jörg Schumacher (@EinfachMedien) 27. Oktober 2016
Als absolutes Negativbeispiel führte Hektor hier Focus.de auf. Die Inhalte dieser Plattform haben nichts mit qualitativen Journalismus zu tun:
- Inhalte werden von anderen Portalen kopiert
- Headlines wechseln stündlich, um so einen Ranking-Vorteil zu bekommen und Nutzer dazu zu bewegen mehrfach auf ein und denselben Artikel zu klicken
- Der Social-Media-Kanal wird mit 120 Posts pro Tag extrem überschwemmt
- Besonders absurd: Live-Ticker zu Michael Schuhmachers Unfall
Als weitere negative Aspekte von SEO Texten nannte Hektor
- fehlende Inspiration
- fehlende Message
- kein Respekt vor dem Leser
- Pseudo-Kooperationen um an Links zu kommen
- Fehlende Kommunikationsbereitschaft (Redakteure zeigen kaum eine Reaktion auf Kommentare)
Um gute SEO Texte zu schreiben, gab er folgende Tipps
- Gut recherchierte Texte schreiben (nicht woanders abschreiben)
- Links zu Quellen setzen, nicht zu Kooperationspartnern
- Formulierungen in gutem Deutsch schreiben und nicht nur für Suchmaschinen
- Aussagekräftige Überschriften verwenden
- Besonderen Augenmerk auf die Meta-Description legen, da diese den Nutzer zum Lesen des Artikels anregt
- Textaufbau: Umgedrehte Pyramide, der Kern des Textes sollte am Anfang stehen
- Unterschiedliche Darstellungsformen verwenden
- In Kontakt mit dem Leser treten, indem auf Kommentare geantwortet wird
- Und am wichtigsten: keinen Content schreiben, sondern Geschichten
Als positives Beispiel für guten Online-Journalismus führte Hektor die Website der Süddeutschen Zeitung auf.
Linkbuilding à la Mißfeldt
Bilder-SEO Martin Mißfeldt widmete sich in seiner Session dem Linkaufbau. Backlinks sind nach wie vor ein wichtiger Rankingfaktor. Allerdings widerspricht der immer noch beliebte Linkkauf den Google Richtlinien. Wichtig ist also eine Linkbuilding-Strategie zu verfolgen, durch die man an natürliche Links gelangt.
Martin stellte sich daher zunächst die Frage, wie natürliche Links entstehen, um dann diesen Vorgang umzudrehen und gezielt für andere Inhalte anzuwenden. Grundsätzlich werden Links nur dann gesetzt, wenn sie dem Nutzer einen Mehrwert bieten. Meistens dient ein Link als Quellenangabe. Doch dazu muss dieser vom Nutzer erstmal gefunden werden. Dies passiert meistens auf zwei Arten: Entweder sucht der Nutzer gezielt nach einem Thema über eine Suchmaschine, die Seite rankt bereits gut. Oder er wird zufällig über Social Media auf den Inhalt aufmerksam.
Ein effektives Linkaufbau nach @Missfeldt sieht so aus👇 #SEOday pic.twitter.com/iZFinB3D1j
— SEMrush DE (@SEMrushDE) 27. Oktober 2016
Um nun einen Inhalt, der noch keine Backlinks hat, auf die vorderen Plätze in der Google Suche zu bringen, gib es ein einfaches Mittel: Die interne Verlinkung. Durch interne Links kann der Linkjuice auf der Website gezielt verteilt werden und auch Inhalte, die selber noch nicht verlinkt sind, profitieren von den Links der Domain.
Interner Linkjuice genauso wertvoll wie externer? Spannender Vortrag von @Missfeldt heute auf dem #seoday #SEO pic.twitter.com/ANNtzP7Tn5
— Maria Maier (@Mia_Maier) 27. Oktober 2016
Um mit stark umkämpften Keywords auf die vorderen Plätze der Suche zu kommen, muss man zunächst für weniger stark umkämpfte Keywords Inhalte schaffen und dem Nutzer einen Anreiz geben, diese zu verlinken, z.B. durch den kostenlosen Download von Materialien, Infografiken oder Ähnlichem. Mit ein bisschen Seeding zum Beispiel über Social Media und Forenarbeit können die Inhalte der Zielgruppe nähergebracht werden. Solche verlinkungswürdigen Inhalte sind meistens nicht kommerziell. Von diesen Seiten kann dann problemlos auf die stärker umkämpften Themen verlinkt werden und so der Linkjuice gezielt gesteuert werden.
Die Folien zum Vortrag findet ihr hier: http://www.tagseoblog.de/linkbuilding-2016-seoday
Technical SEO 2016: hreflang, Rich Cards, Site Speed, AMPs, Crwal Budget- & GAP Analyse uvm.
Bastian Grimm von Peak Ace zeigte in seiner Power Session die neusten Trends rund um technisches SEO. Alle Details zum Vortrag gibt’s in der Präsentation:
„Mobile first“ ist immer noch ein starkes Thema – und wird dank #Google noch wichtiger. @basgr erklärts mit süßen Bildchen 😉😍 #seoday #seo pic.twitter.com/aUrxATV4OW
— Annika Fiedler 📱 (@Annibuz) 27. Oktober 2016
Inside RankBrain – so tickt Googles AI
Online Markting Experte Gero Wenderholm widmete sich in seiner Session Googles künstlicher Intelligenz RankBrain. Googles sagt heute „AI first“. Auch wenn sich das für viele noch nach Zukunftsmusik anhört, ist dies mit Sicherheit die Richtung, in die sich die Google Suche entwickeln wird. Zum Vergleich: In 2010 hieß es noch „Mobile first“, obwohl sich das zu dem Zeitpunkt auch niemand vorstellen konnte. Heute – 6 Jahre später – sind wir dort angekommen.
Durch die Integration einer künstlichen Intelligenz mit dem Google Update RankBrain sollen Inhalte und Suchanfragen semantisch besser interpretiert und Suchergebnisse noch besser auf das Suchbedürfnis des Nutzers ausgerichtet werden können.
Warum ist dazu künstliche Intelligenz notwendig?
- Maschinen lösen Aufgaben anders als Menschen
- Sie finden dabei Lösungen, auf die Menschen nicht kommen
- Außerdem arbeiten sie schneller
Zum Beispiel kann Google Dank RankBrain inzwischen eine Suchanfrage wie „Wie geht’s wenn ich nichts Tierisches futtere“ interpretieren und liefert dafür Inhalte zum Thema „Folgen veganer Ernährung“ aus. Gerade in Bezug auf die Voice Search, die immer mehr Verbreitung findet und ganz andere Anforderungen an Suchmaschinen stellt, ist die Herstellung dieses Bezugs enorm wichtig.
Geros SEO Strategie für RankBrain
- Den besten Content erstellen
- Gut rankende Inhalte pflegen
- Reduktion und Fokussierung von Inhalten anstatt stetiger Aufbau
- Nutzer glücklich machen
Mit @abgefahrn auf #seoday ein Blick in die Zukunft pic.twitter.com/5mtqY9sTec
— Salih Daglar (@SalihDaglar) 27. Oktober 2016
Anschließend warf Gero noch einen Blick in die Zukunft:
- Google entwickelt sich immer mehr von einer Suchmaschine hin zu einer Antwortmaschine. Ziel wird es sein, nur noch ein Ergebnis, nämlich das beste Ergebnis auszuspielen. Schon heute liefert Google teilweise Antworten direkt in den Suchergebnissen aus, die es nicht mehr notwendig machen, die Suchergebnisse anzuklicken.
- Google Home: Personal Assistant Systeme werden eine Online Suche überflüssig machen. Der Nutzer stellt eine Frage und das System liefert ihm sofort die Antwort ohne überhaupt noch andere Inhalte aufzurufen. Websites dienen dann nur noch als Content Lieferant.
- Für eine solche Entwicklung müssen komplett neue Strategien entwickelt werden. Dabei werden personalisierte Daten immer mehr an Bedeutung gewinnen, so das jedem Nutzer Inhalte, Angebote und Antworten individuell auf ihn angepasst ausgespielt werden können. Personenbezogene Daten, wie sie Amazon, Facebook etc. sammeln, werden dabei eine große Rolle spielen.
Ein wirklich interessanter Vortrag, der uns alle zum Nachdenken bringen sollte.
@ContentConsult Slides plus Tonspur wird demnächst auf https://t.co/MQgojP08UR veröffentlicht werden. #SEOday
— Gero Wenderholm (@abgefahrn) 29. Oktober 2016
Super Panel
Im Anschluss an die Vorträge wurde im Super Panel der beste Speaker gewählt. Diesen Preis durfte Jens Fauldrath mit nach Hause nehmen. Dicht gefolgt von Tobias Fox und Nils Kattau. Außerdem wurden von einem Expertenrat live ein paar Websites analysiert.
Jetzt packen die Experten aus 🙊🚀 #seoday pic.twitter.com/YdL2kd2KaF
— Contify (@contify_de) 27. Oktober 2016
Networking & Party
Natürlich kam auch in diesem Jahr das Networking nicht zu kurz. In den Pausen zwischen den Vorträgen und vor allem auf der SEO Day Party gab es dazu reichlich Gelegenheit. Letztere fand diesmal im Royal Flamingo statt – auf jeden Fall eine super Wahl.
Fazit
Der SEO Day wird erwachsen. Nachdem ich das Programm in den letzten Jahren insgesamt nicht sonderlich anspruchsvoll war, gab es dieses Jahr sehr viel bessere Themen und tiefergehende Vorträge. Die Auswahl der Speaker war extrem gut. Alles in allem eine sehr gelungene Konferenz.
Der Ortswechsel stellte sich allerdings als eher ungünstig heraus. Die Konferenzräume der Köln Messe waren insgesamt zu weitläufig, so dass man sich nicht so leicht über den Weg gelaufen ist wie im Rheinenergiestadion.
Auch wenn es mich nicht betraf, da ich kein Ticket für den Expert Day hatte, stieß die Idee, beide Veranstaltungen auf einen Tag zu legen nicht gerade auf Freude. Da das Programm des Expert Days vorher nicht bekannt gegeben wurde, konnte man hier nicht zu Gunsten anderer Vorträge des SEO Days auf einzelne Themen verzichten, ohne Gefahr zu laufen, etwas Interessantes zu verpassen.
Beide Kritikpunkte nahm Veranstalter Fabian Rossbacher aber schon am Abend entgegen und verkündete, dass der SEO Day im nächsten Jahr wieder im Rheinernergiestadion und SEO Day und Expert Day an getrennten stattfinden werden.
Great input at the #seoday yesterday, danke! pic.twitter.com/dneHNKAw7J
— 99designs UK (@99designs_UK) 28. Oktober 2016
„It’s a wrap“ hätte ich früher gesagt. 🙌 #seoday, wir sehen uns auf jeden Fall im nächsten Jahr wieder! 😊 #hingehen pic.twitter.com/Ld2s8IQEKq
— Sebastian Menzel (@SebMenzel) 27. Oktober 2016